Wie ich vom Hund auf die Katze kam
Eigentlich zählten immer Hunde zu meinen Lieblingshaustieren. Ich schätze diese treu ergebenen Wegbegleiter. Eine sehr innige Beziehung hatte ich zu meiner schwarzen Pudeldame Sandy. Die Kommunikation klappte zwischen uns hervorragend. Sie verstand jedes Wort und wusste auch, wie sie sich mir gegenüber verständlich machen konnte. Leider erkrankte sie mit zwölf Jahren schwer und ich musste sie von ihrem Leid erlösen. Als sie von mir gegangen war, weinte ich bitterlich. Ich hatte meine beste Freundin verloren. Das ist nun schon fast fünfzehn Jahre her, doch ich denke immer noch an sie. Als meine Enkelin vor Kurzem in der Schule ein Referat über ein Haustier halten musste, entschied sie sich für Sandy, denn sie hatte von ihrer Mama, die mit dem Hund groß geworden war, viele Geschichten gehört. Wir suchten Fotos heraus und die schöne Zeit mit ihr kam für einen kurzen Augenblick wieder zu mir zurück.

Als ich Sandy verloren hatte, konnte ich mir lange nicht vorstellen, dass ein anderer Hund ihren Platz einnehmen könnte. Im Jahr 2013 versuchte ich es mit einer Hündin aus dem Tierschutz. Sie war es gewohnt auf einem Areal in Kroatien mit anderen Hunden tun und lassen zu können was sie wollte und brauchte sehr viel Auslauf. Nach neun Monaten musste ich leider einsehen, dass ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr schaffte so lange zu laufen. Außerdem zog sie an der Leine und hatte überhaupt keine Erziehung genossen. Ich hatte viel Geduld und Geld in Hundeschule und Tierarzt gesteckt. Es tat mir sehr leid, als ich mir eingestehen musste, dass ich den Anforderungen, die sie an mich stellte nicht mehr gewachsen war. Zum Glück hatte ich einen guten Platz für sie gefunden.
Ich bekam öfters den Rat eine Katze als Haustier zu halten. Man sagte mir, dass diese Tiere wesentlich unproblematischer wären als Hunde. Doch mit dem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden. Sie waren mir zu eigen, würden nicht gehorchen und womöglich noch meine Möbel zerkratzten. Aber weil man von mir wusste, dass ich gerne wieder ein Haustier gehabt hätte, wurde mir ein Wellensittichpärchen vermittelt. Die Vorbesitzer hatten sich eine Katze nach Hause geholt und mussten die Vögel aus diesem Grund abgeben.
Schon als Kind liebte ich Tiere und brachte vom Igel, Maulwurf und kranken Spatzen alles mit nach Hause was nicht davonlief oder -flog. Ich wünschte mir einen Beruf mit Tieren. Es reichte von Tierärztin bis zur Anstellung in einem Zoo. Doch für den ersten Beruf hätte ich viel mehr lernen müssen, als ich als Kind bereit gewesen war und den Letzteren hatte meine Mutter belächelt. Sie hatte immer die Hinterlassenschaften meines Kaninchens weggeräumt und mir nicht zugetraut, dass ich Elefantenkot zusammenkehren würde. Ich hatte noch andere – aus Mutters Sicht – ausgefallene Berufswünsche wie Schauspielerin oder Fotografin. Sie hatte das Talent mir das auszureden und mich einen ordentlichen Beruf erlernen lassen. Aber das ist ein anderes Thema und würde jetzt dieses Kapitel sprengen.
So brachten nun zwei gelbe, possierliche Wellensittiche neues Leben in meine Wohnung. Ich sah ihnen sehr gerne zu wie sie in ihrem Käfig herumturnten. Wenn sie hörten, dass ich nach Hause kam begrüßten sie mich mit lautem Kreischen, doch handzahm wurden sie nicht. Dazu hatten sie auch nicht wirklich Zeit, denn es entstand bei mir eine regelrechte Wellensittichtauschbörse. Zu meinen zweien nahm ich noch einen verwaisten dazu. Zu Dritt gab es dann Streit und ich gab einen wieder an eine Freundin ab, weil ihr einer weggestorben war. Einen Vogel sollte man nicht alleine halten und weil mir dann auch einer verstarb, holte ich mir wieder einen dazu. So ging das eine Weile, bis ich genug vom Vogelsterben hatte. Es war nett mit den Piepmätzen, aber ich brauchte ein Streicheltier. Eins mit Fell, feuchter Nase und Kuschelmodus.
An einem Samstag war ich zum ersten Mal bei einer Freundin zu Besuch – einer passionierten Katzenmama – und übernachtete bei ihr. Sie stellte mir ihre Mietze vor und staunte, dass sie gleich Zutrauen zu mir hatte, denn normalerweise, sagte sie mir, wäre sie eher skeptisch gegenüber Fremden. Diese schon etwas betagte Katzendame faszinierte mich. Sie strahlte eine Ruhe aus, die sich auf mich sofort übertrug. Bei der liebevollen Art, wie meine Freundin mit ihrer Samtpfote umging, wurde mir warm ums Herz. Die beiden strahlten eine dermaßen gemütliche Atmosphäre auf mich aus, dass ich tagelang über diese Katze nachdachte. Ich war geknackt worden und von da an wünschte ich mir auch eine Katze, denn das war genau das was ich brauchte. Ein gemütliches, harmonisches, mit Leben erfülltes Zuhause.
Irgendjemand hatte mir einmal von Kartäuser Katzen vorgeschwärmt. Das wäre eine sehr schöne Katzenrasse, die man als reine Wohnungskatze halten könne. Ein Kriterium, das mir als sehr wichtig erschien. Die Gefahren in der Innenstadt für einen Freigänger stufte ich als sehr hoch ein. Also googelte ich nach dieser Rasse und die Eigenschaften, die über diese Katzen gesagt wurde passten zu meiner Vorstellung. Bei meiner weiteren Suche stieß ich auf einen Züchter und musste bedauerlicherweise feststellen, dass sie für mich zu teuer war. Aber ich fand dann eine ähnliche Rassekatze, der man das gleiche nachsagte und nicht so viel kostete. Ich entschloss mich für eine Britsch Kurzhaar (BKH) und fing an in verschiedenen Tierbörsen zu stöbern. Bis ich sie sah. Sie war das süßeste Katzenbaby, das ich bislang gesehen hatte und ich setzte mich sofort mit den Besitzern in Verbindung. Als ich die Antwort bekam, dass sie noch nicht verkauft war, freute ich mich riesig. Ich leistete eine Anzahlung und bat, sie ab jetzt „Joy“ zu nennen. Wie gerne hätte ich sie besucht, denn bis zur Abgabe dauerte es noch ein paar Wochen, aber zum Geburtsort waren es über 200 km. Also wartete ich voller Vorfreude auf den Tag, an dem ich sie abholen durfte.
