Joy
Joy ist nicht einmal drei Jahre alt mit mir geworden. Ich kann es nicht beweisen, denn sie war wie vom Erdboden verschwunden, aber ich bin mir gewiss, dass sie nicht mehr am Leben ist.

Manchmal huscht sie noch nachts durch meine Träume. Doch ehe ich mich zu ihr hinunterbeugen kann, um ihr weiches, hellgraues Fell zu streicheln, entschwindet sie, flach geduckt über dem Boden ins Nichts. Die Körperhaltung, die sie immer eingenommen hatte, wenn es etwas Wichtigeres gab, als von mir berührt zu werden. Vielleicht ist es auch in den ewigen Jagdgründen wesentlich spannender.
Alles was flitzte, krabbelte oder flog wurde von ihr gejagt. Zum Leidwesen der von mir geliebten Vögelchen, war sie darin schnell und geschickt. Ihre Beute hatte sie mir meist lebend gebracht und ich versuchte zu retten was noch zu retten war. Einmal hatte ich eine kleine Maus solange in einer Teeschachtel im Wohnzimmer versteckt, bis sie sich erholt hatte um sie wieder frei zu lassen. So erfrischt hatte der Nager eine Chance den Krallen meines Raubtieres zu entkommen, denn die Entkräfteten brachte sie erneut nach Hause und das Spiel begann von vorne. Obwohl ich ihren Beutezug ablehnte und sie nicht mit einem Lob, sondern mit Schelte empfing, war ich ihr nicht böse. Der Jagdinstinkt steckt in der Natur der Katze. Doch eines Tages als sie mir mein Lieblingsrotkelchen, das mich vor ihrer Zeit fast täglich auf meiner Terrasse besucht hatte und mich freundlich angeblinzelt hatte, tot nach Hause gebracht hatte, war ich schon sehr traurig. Ich beerdigte den schönen Vogel unter meinen Büschen und setzte meinen steinernen Buddha darauf, damit er nicht wieder ausgegraben werden konnte.
Joy war eine kluge Freigängerin. Sie hielt sich von der Straße fern und setzte sich unter kein Auto. Sie war vorsichtig gegenüber Fremden und beobachtete alles sehr genau bevor sie es ausprobierte. Deshalb ist es für mich schwer zu begreifen, dass sie nicht mehr da ist. Doch genauso, wie es bedeutsame Begegnungen mit Menschen gibt, sind es auch Tiere, die dafür bestimmt sind uns Menschen etwas zu vermitteln. Auch von Vierbeinern können Zweibeiner, nicht nur über richtige Tierhaltung und den Bedürfnissen ihrer Lieblinge, sondern auch etwas über sich selbst lernen. Wenn man genau beobachtet und sich hineinfühlt entsteht auch so eine Art Kommunikation. Doch das braucht viel Zeit und Geduld, bis man sie versteht. Die Sprache der Tiere.
2 Gedanken zu „Zwischen Himmel und Erde – eine wahre Katzengeschichte“
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