Es gibt ein allabendliches Geräusch in meiner Wohnung, dass mein Nervenkostüm erheblich strapaziert. Vor allem, wenn ich entspannt auf dem Sofa liege und einen Film in Ruhe anschauen möchte. Auch wenn ich in waagrechter Position ein Buch aufschlage, ertönt dieser aufdringliche Schall. Zuerst versuche ich, es einfach zu ignorieren, aber das ist nicht leicht. Denn es hört erst auf, wenn ich dem Verursacher Beachtung schenke. „Charly hör auf damit. Was soll denn das?“, versuche ich sein krallenloses Geschabbel am Wohnzimmerschrank abzustellen. Doch damit unterbricht mein Kater sein Tun nur für den Augenblick in dem ich meinen Kopf zu ihm drehe. Sobald er jedoch meine Aufmerksamkeit verliert fängt er damit wieder an. Aus früheren Versuchen weiß ich, dass er zum Spielen keine Lust hat. Obwohl er sicher gerne zusehen würde, wie ich seine Rennmaus aufziehe oder mit der Katzenangel in der Gegend herumfuchtle. Dazu habe ich allerdings zu diesem Zeitpunkt keine Lust mehr. Ich stehe also auf und hebe ihn hoch. Das findet er wiederum schrecklich und landet zappelnd auf dem Sofa. Manchmal macht er sich dann über die Wolldecke her und bearbeitet sie mit Milchtritten. Wenn ich Glück habe, kringelt er sich nach seiner Zerstreuung ein und es herrscht Ruhe.

Ich glaube er weiß selbst nicht genau was er damit erreichen möchte und denke, dass es ihm in dem Moment stinklangweilig ist. Wenn ich die Frage stelle: „Hast du noch Hunger?“ würde er aber in die Küche sausen und ein Leckerli oder ein bisschen Trockenfutter ergaunern, das er ja eigentlich nicht mehr bekommen sollte. Schon alleine, dass er den Einfluss besitzt mich hinter sich herlaufen zu lassen, macht ihn sicher zu einem stolzen Fellträger. Doch ich bin gerade dabei mir das abzugewöhnen. Abstellen muss ich auch, dass ich am Abend mehrmals zum Küchenschrank laufe und mir eine Kleinigkeit zum Naschen hole. Vielleicht hat er das bei mir abgeschaut. Aber wozu gibt es Google und Foren in denen sich Menschen mit den gleichen Problemen austauschen? Gestern habe ich einen Tipp ausprobiert. Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als ich von der Küche eine abgerissene Bahn Alufolie mitgebracht habe und in die Schranktür geklemmt habe. Zuerst schlich er sich vorsichtig heran und beschnupperte mein Werk. Es war im sichtlich suspekt und er zog sich auf seinen Kratzbaum zurück um die Sache von der Ferne zu besichtigen. Dabei verzog er sein Gesicht. Am liebsten hätte ich mich vor Lachen über seine Mimik gekringelt. Der Gesichtsausdruck – einfach köstlich. Dazu brauchte ich mich auch nicht in die Tierkommunikation zu begeben. Was er in diesem Augenblick dachte war ihm ins Gesicht geschrieben. Nachdem sich die Folie unter seinem strafenden Blick nicht in Luft auflöste, drehte er seinen Allerwertesten in Schrankrichtung. Geschabbelt hat er diesen Abend nicht mehr, aber ich werde diesen Trick sicher noch einige Male anwenden müssen. Mal sehen ob es auf Dauer wirkt und meine gemütlichen Stunden wieder geräuschlos werden.
