Es gibt ein allabendliches Geräusch in meiner Wohnung, dass mein Nervenkostüm erheblich strapaziert. Vor allem, wenn ich entspannt auf dem Sofa liege und einen Film in Ruhe anschauen möchte. Auch wenn ich in waagrechter Position ein Buch aufschlage, ertönt dieser aufdringliche Schall. Zuerst versuche ich, es einfach zu ignorieren, aber das ist nicht leicht. Denn es hört erst auf, wenn ich dem Verursacher Beachtung schenke. „Charly hör auf damit. Was soll denn das?“, versuche ich sein krallenloses Geschabbel am Wohnzimmerschrank abzustellen. Doch damit unterbricht mein Kater sein Tun nur für den Augenblick in dem ich meinen Kopf zu ihm drehe. Sobald er jedoch meine Aufmerksamkeit verliert fängt er damit wieder an. Aus früheren Versuchen weiß ich, dass er zum Spielen keine Lust hat. Obwohl er sicher gerne zusehen würde, wie ich seine Rennmaus aufziehe oder mit der Katzenangel in der Gegend herumfuchtle. Dazu habe ich allerdings zu diesem Zeitpunkt keine Lust mehr. Ich stehe also auf und hebe ihn hoch. Das findet er wiederum schrecklich und landet zappelnd auf dem Sofa. Manchmal macht er sich dann über die Wolldecke her und bearbeitet sie mit Milchtritten. Wenn ich Glück habe, kringelt er sich nach seiner Zerstreuung ein und es herrscht Ruhe. Weiterlesen
Monat: September 2019
Mein Held in Fellhosen
Wochenlang wartete Charly auf seinem Kratzbaum, der neben der Katzenklappe steht, auf Joy. Manchmal lauschte er und drehte seine kleinen Knicköhrchen in die Richtung in der er das Geräusch versuchte ausfindig zu machen. Die Redewendung -seine Ohren spitzen- wäre in seinem Fall nicht zutreffend, denn das ist ihm leider anatomisch nicht möglich. Scottish Fold‘s sagt man nach, dass sie wegen der verkrümmten Ohren schlecht hören würden. Doch ich habe festgestellt, dass er sehr gut hört, wenn er will. Nur schwer lies er sich mit der Katzenangel oder einem anderen Spielzeug aus seiner Habachtstellung ablenken. Er hielt Wache. Seinen Posten verlies er nur wenn er hungrig oder durstig war. Ich stellte mich also neben den Kratzbaum um ihn mit Streicheln zu trösten. Charly ist ein Schnurrkater, der bei der kleinsten Berührung wie ein Motor anspringt. Ich war froh, dass er trotz seiner Trauer schnurrte und sich unter meiner Hand räkelte. Er ist ein kleiner Genießer, der sich gerne den Bauch kraulen lässt. Wenn ich so neben ihm stand und aus dem Fenster sah, blickten meine Augen ins Leere. Aber mit meinem inneren Auge sah ich Joy. Weiterlesen